Mitgliederversammlung der Region Ost des DFZ am 16. März 2002 in Niemegk

Überwältigende Mitgliederversammlung

In Niemegk/Neuendorf auf dem Falkenhof fand am 16. März 02 die Mitgliederversammlung der Region Ost statt. Um 13 Uhr sollte erst eine Führung durch die Anlage stattfinden. Die ersten Teilnehmer waren bereits kurz nach 11 Uhr im Restaurant. Es dauerte nicht lange und bis kurz nach 12 Uhr waren mehr als 100 Personen gekommen.
In den vergangenen Jahren waren zwischen 40 und 50 Friesenliebhaber gekommen, ein paar wenige haben vorher gegessen, die meisten im Anschluß der Versammlung. So hatte die Küche leider enorme Mühen diesem Ansturm gerecht zu werden.

Franz Clemens Hoff war aus seinem heimatlichen Westfalen angereist, um persönlich die Führung durch sein Gestüt zu übernehmen. Er stellt der Region Ost die Anlage für die Zuchtschau 2002 zur Verfügung. Absicht ist es der Region, neben dem sehr schönen Michelshof im Erzgebirge einen zweiten repräsentativen Zuchtschauort anzubieten. Neben dem gepflegten Ambiente bietet sie ausgedehnte Außenanlagen, eine Halle mit ausreichend Platz für Zuschauer, Hotel und Gastronomie. Da dies eine private Anlage mit fast nur eigenem Springpferde-Nachwuchs ist, kann Herr Hoff den Mitgliedern zur Zuchtschau fast 90 Boxen anbieten. Seine eigenen Pferde bleiben dann auf der Weide. Durch und durch Pferdemann bietet er uns sein Gelände kostenlos an, eine Box kostet 10 Euro.

Nach den ersten formalen Punkten der Tagesordnung wurde uns eine praxisorientierte, außerordentlich lebendige Exkursion über das neue Verkaufsrecht von der Chemnitzer Rechtsanwältin und Reiterin Gaby Krumpholz vorgetragen.

Tagesordnungspunkt Wahlen: von den 105 Anwesenden waren 64 DFZ-Mitglieder, die in diesem Jahr den 2. Vorsitzenden, 1 Delegierten und einen neuen Delegierten (217 Mitglieder per 28.2.02 – 116 Damen, 101 Herren) sollten. Bis zu den Wahlen war der Vorstand eine reine Herrenriege
mit Detlef Elling als 1. Vorsitzenden (Sachsen-Anhalt), Ludwig Zachmann – 2. Vorsitzender (Mecklenburg-Strelitz), Jörg König – Delegierter und Zuchtwart (Brandenburg), Bernd Wille – Delegierter (Brandenburg), Achim Lubina – Delegierter (Sachsen).

Zur Wahl des 2. Vorsitzenden stellte sich wieder Ludwig Zachmann aus Neustrelitz, über viele Jahre war er bereits 1. Vorsitzender der Region Ost, ist Besitzer des Friesen- und Ponyhofs Zachmann, veranstaltet Kinderferien und ist Pferdehändler. In den letzten Jahren ist er nicht durch engagiertes Verhalten aufgefallen. Da es sehr viele mit ihm unzufriedene Mitglieder gibt, gab es auch eine große Anzahl sehr kritischer Wortmeldungen, manche waren in der Ausführung der Tatsachen auch drastisch.

Jörg Hermyt aus Berlin war ein weiterer Kandidat. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Cathrin Bartels hat er drei Friesenhengste auf der Reitanlage Helenenau bei Bernau, die geritten und gefahren werden. Seit vielen Jahren sind sie engagierte Mitglieder, auf zahlreichen Veranstaltungen anwesend und immer hilfsbereit. Beide arbeiten im technischen Service der Telekom.

Nicole Puhlmann, wohnhaft in Spandau, hat ihre zwei Friesenhengste bei ihren Eltern in Fehrbellin stehen. Daß in der Friesenszene hier nichts los war, wollte sie ändern. Seit einigen Jahren organisiert sie mehrmals im Jahr Reitkurse und in diesem Jahr zum dritten Mal den Fehrbelliner Wanderritt. Herzhaft frisch und geradeaus integriert sie Neulinge in die Friesenszene. Nicole hat vor wenigen Wochen ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin abgeschlossen. Trotz ihrer jungendlichen 26 Jahre und ihrer zierlichen Erscheinung ist sie nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu bekommen.

Im ersten Wahldurchgang erhielt Ludwig Zachmann 28, Jörg Hermyt 11 und Nicole Puhlmann 26 Stimmen. Um im ersten Wahldurchgang 2. Vorsitzender zu werden, hätte Ludwig Zachmann mehr als 32 Stimmen benötigt. Als langjähriger Regionalvorsitzender der Region Ost waren ihm die Wahlstatuten bekannt. Die Wiederholung der Wahl, aufgrund des Verstoßes gegen die DFZ-Satzung, ist für alle Mitglieder und für den DFZ mit zusätzlichen Kosten und Mühen verbunden. Die Mitgliederversammlung wird 20.04.02 um 12:00 Uhr wiederholt.

Zu diesem Termin findet dann auch ein Züchterseminar am gleichen Ort statt, zu dem ein niederländischer Körmeister das lineare Beurteilen von Friesenpferden theoretisch und praktisch erläutern wird.

Nach zwei Jahren Amtszeit stellte sich Achim Lubina zur Wiederwahl als Delegierter. Seit einigen Jahren wohnt der gebürtige Westfale bereits in Röhrsdorf bei Chemnitz. Zusammen mit den Mitgliedern des Friesenstammtisches im Erzgebirge organisiert er zahlreiche, gut besuchte Veranstaltungen rund ums Friesenpferd. Eine schlagkräftige, ideenreiche Truppe, die aus der Friesenlandschaft der Region Ost nicht mehr wegzudenken ist. Mit seinem lebhaften Jillis-Sohn Watse, überrascht er uns immer wieder. Mit vielen Stimmen wurde er wieder gewählt. Aus dem Berufsleben ist der ehemalige Polizist ausgeschieden.

Nicole Puhlmann, Jörg Hermyt und Marion Krause standen dann zur Wahl für den neu zu wählenden Delegierten.

Marion Krause ist in Memleben/Thüringen zuhause. Mit ihrem Mann führt sie das Friesengestüt Kyffhäuser und handelt mit Friesenpferden. Vor einigen Jahren hat sie den Ex-FPS-Stammbuchhengst Ruerd gekauft. Ruerd wurde damals aufgrund unzureichender Spermaqualität aus der Zucht genommen. Ich möchte ganz deutlich betonen, dass Ruerd nicht abgekört wurde, dennoch hat Ruerd keine Deckerlaubnis. In der niederländischen Verbandszeitschrift vom Februar 2002 stehen auf Seite 25, die in Deutschland stehenden Hengste mit Deckerlaubnis. Das sind die beiden Stammbuchhengste Hannes 296 bei H. Roelofs in Behringen und Fêde 350 bei H. Wildung in Sassenburg sowie der Fohlenbuchhengst Kai S. bei E. Lenz in Tittmonig, der max. 10 Stuten bedecken darf.

Nicole Puhlmann wurde mit 38 Stimmen zur Delegierten gewählt.

Der Zuchtschauort Neustrelitz steht vorwiegend aufgrund seiner schlechten Anbindung zur Autobahn und zum Berliner Flughafen für die Körmeister/Chipper zur Disposition. Auf der einen Seite werden die Aufwendungen und Strapazen für die Züchter und Pferde in die Waagschale geworfen auf der anderen Seite hat auch die Machbarkeit für unsere niederländischen Gäste ein Gewicht. Alle Anreisenden stehen im Berufsleben, haben enorme Reisezeiten und die eigentlichen Zuchtschauaufgaben sollen auch gewissenhaft ausgeführt werden. Beispielsweise am Sonntag bei der letzten Zuchtschau in Neustrelitz musste alles schnell durchgezogen werden, für Nettigkeiten oder Showeinlagen war einfach keine Zeit, da der letzte Flieger von Berlin nach Amsterdam um 19 Uhr abhebt. Den meisten ist sicherlich wohlbekannt, wie Stau gefährdet gerade am Wochenende die Fahrt von Neustrelitz zum Berliner Flughafen ist.

Der hinsichtlich der Möglichkeiten eigentlich perfekte Zuchtschauort Niemegk liegt für viele zu weit südlich. Für die einen aufgrund der langen Anfahrt, für die anderen, weil damit der Zuchtschauort Zethau im Erzgebirge in seiner Existenz gefährdet ist. Die lange Anfahrt ist beispielsweise für 4 Züchter, die bei Wismar an der Ostsee wohnen kein Problem. Sie müssen zwar mehr Kilometer fahren, aber zeitlich stehen die Pferde kaum länger auf dem Hänger. Inwieweit ist ein Transport über 3-4 Stunden zumutbar? Sind die Strapazen mit der Liebe zum Tier vereinbar?

So ziemlich jeder von uns, sah diese prächtigen Schwarzen irgendwann zum ersten Mal und war neben dem einzigartigen Äußeren, dann auch noch von den ausgeglichenen Charaktereigenschaften begeistert. Der Besitzerwunsch manifestierte sich tief. Sicherlich spielte auch die Seltenheit eine Rolle, etwas Besonderes sein Eigen zu nennen. Die Entscheidung für eine nicht-heimische Spezialrasse birgt aber auch eine ganze Reihe Konsequenzen. Vieles ist lästig und schwierig in Erfahrung zu bringen, die Zuchtbücher werden in den Niederlanden geführt, es gibt Sprachprobleme, Zuchtschauen und andere Veranstaltungen finden nicht in nächster Nähe statt, das Züchten ist auch viel teuerer. Der Kauf einer heimischen Pferderasse würde viele Probleme nicht mit sich bringen. Trotzdem wird nicht mit Kritik an einem kleinen Verband gespart, der im Verhältnis zur FN mit einem Bruchteil der Mitglieder und Gelder ein großes Land abdecken muß. Die Zahlen belegen, dass der DFZ eine großartige Leistung vollbracht hat und nach den Niederlanden, die weltweit größte Friesenpopulation zu verzeichnen hat. Trotzdem, das Problem der langen Transporte bleibt. Mit anderen Worten, sollten wir nicht dazu übergehen, unsere Pferde auf diese Strapazen zu konditionieren? Das ist doch echte Liebe zum Pferd. Mein Fohlen wurde beispielsweise in der dritten Lebenswoche mit dem Hängerfahren vertraut gemacht und mein alter Wallach steht im Jahr zwischen 5.000 und 10.000 KM auf dem Hänger. Die Fahrerei ist für ihn kein Streß. Und wenn ich von der Ostsee bis ins Erzgebirge oder Den Haag meinen Friesen zu einem Wanderritt fahre, hat mich noch niemand als Tierquäler bezeichnet. Vieles liegt doch in unserer Hand, wie wir es vorbereiten.

Der Zuchtschauort im Erzgebirge verliert sicherlich, den einen oder anderen Teilnehmer aus dem Berliner Raum. Ist es tatsächlich so unrealistisch, dass ein so angenehmes Ambiente hinsichtlich Veranstaltungsort und Gemeinschaft, nicht auch seine treuen Anhänger behält. Selbst von Schleswig-Holstein kommen Mitglieder mit ihren Pferden nach Zethau zur Zuchtschau! Ich selber werde Zethau auch treu bleiben. Es ist doch auch wichtig, wo man sich wohlfühlt.

Heike Höpner